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ADLER, WL19-38, 3. Bst., 02
ADLER, WL19-38, 3. Bst., 02
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ADLER, WL19-38, 3. Bst., 02
Beschreibung: Dieses Gerät stellt nach aktuellem Kenntnisstand die 3. Baustufe der Heimtonbandgeräte aus Richard Adlers Werkstatt dar. Dem vorangegangen ist eine Ausführung ohne das hier integrierte Kondensatormikrofon - Netzanschlußgerät und mit einer Bandgeschwindigkeit von 38,1 cm/s. Über weitere technische Details braucht hier nicht spekuliert werden, beschränken wir uns auf das vorliegende Mustergerät des Baujahres 1956:
Als Antrieb dient ein Leisniger WKM130-30, die etwas schlichtere Ausführung des Harthaer BG19 Motors. Als Kupplungen finden modifizierte Aufwickeltriebe des BG19-2 Verwendung und ebenso wird hier auch der von dort bekannte Einriemenantrieb realisiert. Da ebenso 22-er Spulen benutzt werden, ist die geometrische Anordnung der drei Hauptantriebsteile praktisch dadurch vorgegeben, daß einerseits nicht unnötig groß gebaut werden soll und andererseits der leicht zu beschaffende Antriebsring des BG19-2 benutzt wird. Vor Markteinführung des BG20, zum Weihnachtsgeschäft 1956, gab es hierzulanden nur handwerklich und industriell gefertigte Heimbandgeräte für Freiwickel und 22-er Spule sowie die kleinen Aufsetzer, welche sich mit einer 13-er Spule begnügten. Freiwickel und ebenso die 22-er Spulen sind damals stets mit Schicht außen konfektioniert worden - folglich sind Halbspurgeräte dieser Ära stets für Deutsche Spurlage konstruiert, was eine Kompatibilität zu Halbspuraufnahmen mit internationaler Spurlage und Schicht innen bedeutet.
Als Wickeltriebe benutzt Adler hier zwei rechte Gehäuse und die Seilscheiben des BG19-2. Antriebsteller und Spulenmitnehmer stammen aus dem Fertigungsprogramm der MTG-22 Baureihen, gleichwohl die Steilgewindebolzen, Spannhülsen und Kopfschrauben. Als Andruckrolle findet die kugelgelagerte Rolle der BG19-Typen Verwendung. Lösch- und Kombikopf sind die bekannten, vom FWL gefertigten Halbspur-Ringkernköpfe Schüllerscher Bauart. Das war es dann auch schon, was aus dem Portfolio der staatlichen Geräteindustrie entlehnt worden ist.
Der Koffer als solcher ist vom Volumen her etwa doppelt so groß wie jener des BG19 - dafür kann er auch mit aufliegenden Spulen geschlossen werden. Zudem enthält er einen mit ca. 16 x 22 cm nahezu gigantischen Lautsprecher des Leipziger EGB vom Typ P533 wie er sonst in keinem bekannten Heimtonbandgerät zu finden ist. Die EL84 Endstufe will ja auch beschäftigt werden. Eine zweite EL84 steht für den Generator zur Verfügung. EF86 und ECC83 sind die beiden weiteren Röhren im Signalweg und eine EZ80 liefert die Betriebsspannung; Glättung mit reichlich bemessenem LC-Glied.
Zu den anwendungstechnischen Möglichkeiten soviel in Kurzform:
- schneller Vor- und Rücklauf,
- automatischer Bandabheber,
- automatischer Bandriß- / Bandendeschalter,
- HF-Löschung und -Vormagnetisierung,
- integrierte Endstufe mit sehr großem Breitbandchassis für leistungsfähige Direktbeschallung,
- Direktanschluß des zeitgenössischen Adler-Kondensatormikrofones per Oktalsockel möglich,
- Lautsprecher separat abschaltbar,
- Riemenwechsel von oben ohne jegliche Zerlegearbeit möglich (nur Bodenplatte muß abgenommen werden),
- übersichtliche, einfache Bedienbarkeit,
- reichhaltige rückwärtige Anschlußmöglichkeiten.
- zentrale Glimmlampe als Ãœbersteuerungsanzeiger.

Weiterführende Informationen und Fotos des Innenlebens sind im Typenordner abrufbar.

Wie so viele Konstruktionen dieser Epoche ist auch dieses Ausführung noch nicht idiotensicher bedienbar! Das aber ist ja gerade der Knackpunkt um den Massenmarkt erfolgreich zu erobern!
Da muß ganz klar angemerkt werden, daß in dieser Hinsicht das FLOHR TG 5401 mit seiner klaren Tastenbedienung weiter war. Allerdings enthält das weder eine Endstufe noch Lautsprecher - das ist in einem Extrakoffer eingebaut. Das ADLER WL19-38 stellt in der vorliegenden Ausführung ein vollwertiges, autonom betreibbares Heimtonbandgerät dar, welches inklusive Kondensatormikro für exakt 1.000,- DM ( DDR) die zu dieser Zeit von der staatlichen Geräteindustrie gefertigten Modelle sowohl funktional als auch preislich deutlich hinter sich läßt. Gut für Richard - beschämend für die Apparatschiks, welche eine vernünftige Weiterentwicklung des BG19 systematisch - ja man muß schon sagen - sabotiert haben.

Der "Rote Straßenkreuzer" macht im Zusammenspiel mit dem vorstehenden Modell ganz sicher eine hervorragende Figur.

Die späteren Baustufen sind an den schwarz belederten Koffern deutlich unterscheidbar. Zu diesen wurde statt der Flaschen, welche Adler nicht mehr fertigte, die Kondensatorkapsel in einer formschönen Fahrradlampe geliefert.

Wenn sich manch ein Schlaumeier über diese Umfunktionierung amüsiert dann soll er sich gesagt sein lassen, daß es zu der Zeit international übliche Praxis war, Mikrofonkapseln u.a. in Fahrradscheinwerfergehäuse einzusetzen.

Schlüsselwörter: Adler, Richard Adler, Radio-Haus Adler Cunewalde
Datum: 06.01.2014 09:24
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